LJ Bogen

Erfahrungsberichte - Praktikum Europa

Drei unvergessliche Monate in Finnland

Romana Zeitlhofer berichtet: 

An der HLBLA St. Florian ist zwischen dem dritten und vierten Jahrgang ein 14-wöchiges Pflichtpraktikum vorgeschrieben. Dafür stehen den Schülerinnen und Schülern 19 Wochen zur Verfügung. Wie bringt man nun sein Pflichtpraktikum, die Begeisterung für das Reisen und den hohen Norden unter einen Hut? Genau, man geht nach Finnland. Wie mein Auslandspraktikum zu Corona-Zeiten möglich wurde und wie mich das Land der 1ooo Seen in seinen Bann gezogen hat.

Sofort zu Schulanfang 2019 informierte ich mich bei einem Schüler über ein Praktikum in Finnland. Anhand seiner Schilderungen über das Land, die Leute, die Kultur und die Arbeitsweise holte ich mir einen Vorgeschmack darauf, was auf mich warten könnte. Ich beschloss also mein Pflichtpraktikum in Finnland zu machen und nahm umgehend Kontakt mit einem interessanten Milchviehbetrieb auf. Glücklich über die rasche Zusage klärten wir die Details.

In diesem Zeitraum stellte Mag. Barbara Sterkl von der Landjugend Österreich das Förderprogramm Erasmus+ in Kombination mit einem Auslandspraktikum im Rahmen einer Informationsveranstaltung an meiner Schule vor. Da ich ja schon eine Zusage für einen Praktikumsplatz hatte, kam ich für diese Förderung in Betracht.

Alles schien nach Plan zu verlaufen, doch dann kam das große ABER. Ich bekam Anfang Dezember  überraschend eine Absage. Mein Betrieb wusste, dass ich aufgrund meines Leistungssportes Leichtathletik erst ab Mitte Juli das Praktikum antreten konnte und entschied, dass das zu spät sei. Dazu muss man fairerweise anmerken, dass der Sommer in Finnland früher beginnt, nicht so lange dauert wie in Österreich und mehr Arbeiten in den Monaten Juni, Juli und August anfallen.

Ich durchlebte einen Tag voller Emotionen. Bis Ende Dezember 2019 musste ich nun einen neuen Praktikumsbetrieb finden, um die Erasmus+-Förderung und Unterstützung zu erhalten. Neuerlich machte ich mich auf die Suche und über Bekannte bekam ich die Kontaktadresse eines anderen finnischen Betriebes. Die positive Rückmeldung der Chefin und die nötige die Zusage waren schnell da, das Praktikum wurde fixiert. Die Daten wurden ausgetauscht und alles wurde noch vor dem 31. Dezember 2019 geklärt.

Zu dieser Zeit wussten wir allerdings noch nicht, dass uns Corona so dazwischenfunken würde. Flüge wurden gecancelt, immer mehr Praktika im Ausland waren nun nicht mehr möglich und auch für mich war es ungewiss, ob ich wirklich nach Finnland  fliegen konnte. Ich musste also erneut Ausschau nach einem Ersatzbetrieb halten. Über Freunde meiner Familie fand ich einen Milchviehbetrieb im benachbarten Bayern. Die überaus nette Familie hatte volles Verständnis dafür, dass meine Nummer eins immer noch Finnland war und sie hoffte für mich, dass ich doch irgendwie in den hohen Norden reisen konnte. Glücklicherweise kamen die ersehnten Lockerungen und nach einem emotionalen Abschied bestieg ich das Flugzeug nach Helsinki und das Abenteuer begann.

Reisen und Fliegen in Zeiten von Corona ist anders. Aufgrund der Pandemie wurden meine Flüge  von der Fluggesellschaft umgebucht und aufgeteilt. Nach einer Übernachtung in einem Flughafenhotel in Helsinki ging mein zweiter Flug nach Kuopio, wo mich meine Chefin empfing und mit dem Auto abholte. Nun war ich also in Finnland und konnte mein Praktikum antreten.

Nach ungefähr zwei Stunden Autofahrt auf Straßen mit unzähligen Schlaglöchern sind wir am Betrieb angelangt und ich lernte die Großfamilie kennen. Ich bezog das Praktikantenzimmer und wurde am Sonntagabend gleich zu meinem ersten Ausflug mitgenommen. Die Familie fuhr mit mir zum Baden an einen nahe gelegenen See und lernte mir Stand-up-Paddeln. Wir verbrachten unseren ersten Abend gemeinsam, lernten uns etwas näher kennen und verstanden uns auf Anhieb gut.

Der Betrieb befindet sich in der Nähe der Stadt Kiuruvesi, hat 150 Milchkühe, etwa 80 Stück Nachzucht und bewirtschaftet 230 Hektar Grünfläche, wobei 200 Hektar Eigengrund sind. Gleich zu Beginn fiel mir auf, dass das weitläufige Betriebsgelände viele Gebäude in verschiedenen Größen und auch Hütten umfasst. Der Betrieb hat 335 Hektar Wald, der jedoch nicht selbst bewirtschaftet wird. Eines Tages machte mein Chef mit mir eine Tour zu den Wäldern. Es war eine wirklich lange Tour und ich kann sagen, bis auf Wälder und Bäume habe ich nur Bäume und Wälder gesehen.

Die Region rund um den Betrieb ist grundsätzlich ein Torfgebiet bzw. ein ehemaliges Sumpf/Moorgebiet. Wenn neue Felder entstehen, wird zuerst aufwändig Torf abgebaut und dann werden Felder angelegt. Steine aber auch richtige Felsen oder „konservierte“ Bäume erschweren diese Vorhaben immer wieder. Um die hohe Bodenfeuchtigkeit zu reduzieren, wird das Wasser entweder mit unterirdischen Drainagen abgeleitet oder mittels Wassergräben. Diese oberirdischen Wassergräben werden längs des Feldes alle 15-20 Meter angelegt und dadurch wird das Feld in Streifen geteilt. Trotz dieser Wasserableitungen herrscht eine sehr hohe Staunässe in den Böden und diese macht das Arbeiten auf den Feldern nicht einfach.

Wenn man Finnland in drei Teile teilt, dann liegt im unteren Drittel der Schwerpunkt der Landwirtschaft im Getreideanbau, Schweine und Geflügel. Im mittleren Drittel wird hauptsächlich Rindfleisch und Milch produziert. Diese Produkte werden auch in andere Länder wie z.B. Russland exportiert. Im oberen letzten Drittel, also in Lappland, ist die Haupt-Betriebsform, die Produktion von Rentierfleisch.

Für die nächsten 3 Monate sollte mein Tagesablauf künftig von Montag bis Freitag um 6:00 Uhr morgens beginnen. An den Wochenenden hatte ich frei: Die Farm liegt auf einem sehr felsigen Hügel und wegen dieses Untergrundes musste der 60 Meter lange Kuhstall am Fuße des Hügels gebaut werden. Da die Entfernung zwischen Familienhaus und den einzelnen Stallgebäuden mehrere hundert Meter beträgt, werden die Strecken hauptsächlich mit Autos, Mopeds oder auch Traktoren zurückgelegt.

Meine Chefin zeigte mir die Abläufe im Stall, wie und was alles zu erledigen war und worauf ich achten musste. Die erste Tätigkeit am Morgen ist die Kühe, die nach 8-10 Stunden noch nicht von selbst zum Melkroboter gegangen waren, in einer großen Box zu sammeln, damit auch sie gemolken werden können. Der Stall hat zwei getrennte Seiten und in der Mitte befindet sich der Futtertisch, auf dem die Silagemischung ausgebracht und dann verfüttert wird. Das Futter besteht aus Silage und einer Getreidemischung. Weiters werden die Liegeboxen der Milchkühe gesäubert und frische Sägespäne verteilt. Für die kleinsten Kälber wird die Milch erhitzt und verfüttert und wann immer es mir möglich war, gab es auch Streicheleinheiten. Reinigen der Melkroboter und Wassertränken gehörte natürlich auch zu meine Tätigkeiten. Die Stallarbeit am Nachmittag ähnelt der am Morgen, nur entfallen manche Reinigungsarbeiten.

Bei gesundheitlichen Problemen werden die Kühe in eine separate Box gebracht, wo sie versorgt werden. Wunden werden gesäubert und desinfiziert und dann frisch verbunden. Tierarztbesuche oder Besamungen der Kühe finden immer vormittags während oder nach den Stallzeiten statt.

Zwischen den Stallzeiten gab es genug andere Aufgaben zu erledigen. Silageballen von den Feldern  holen, gemeinsam mit dem Sohn einen älteren Traktor reparieren oder Futter mischen. Zu Beginn meines Praktikums wurde auch mit dem Bau von vier Fahrsilos begonnen. 2x8 und 2x12m breit, 3m hoch, unglaubliche 50 m lang und auch bei diesem Projekt durfte ich mithelfen. Danach stand silieren auf dem Programm. Das feuchte Wetter und der nasse Boden machten es wirklich nicht einfach. Es war eine lange und anstrengende Prozedur, aber am Ende wurden 85 Hektar siliert und dabei wickelte ich rund 600 Ballen.

Da die Fahrsilos noch ganz neu waren, wurden erst die nächsten 90 Hektar in die Fahrsilos siliert.  Mein Betrieb verfügte noch nicht über die notwendige Maschinerie und so halfen Freunde aus. Mit 3 Valtra Traktoren – der größte hatte 450 PS –, jeweils einem Abschiebewagen und einem Class Jaguar Feldhäcksler wurden 90 Hektar in 10 Stunden bewältigt.

Mit Beginn meiner zweiten Praktikumshälfte endete auch der Sommer in Finnland und der Herbst zog ins Land. Das tat der Arbeit aber keinen Abbruch, weiter ging es mit Silageballen und Strohballen pressen.  Meine Chefin und mein Chef begaben sich zum Wander für acht Tage nach Lappland. Ich als Österreicherin würde das jetzt nicht gerade mit wandern auf Bergen vergleichen, sondern eher mit längeren Spaziergängen auf und um kleine Hügel. Während ihrer Abwesenheit kümmerte ich mich zusätzlich um den Haushalt, kochte für sechs Personen und achtete darauf, dass die Kinder ihre Hausübung machten und nicht bis spät in die Nacht mit ihrem Handy spielten.

In Finnland bekommt jede Landwirtin oder jeder Landwirt eines Milchviehbetriebes für eine gewisse Anzahl an Stunden einen Betriebshelfer zur Verfügung gestellt. So ist es auch Farmbesitzern möglich, einmal zu entspannen oder auf Urlaub zu fahren. Während des Wanderurlaubes meiner Chefs managten der Betriebshelfer und ich den Kuhstall. Er sprach zwar kaum Englisch, wir konnten uns aber mit Händen und Füßen verständigen.

Anfang September begannen ruhigere Zeiten im Stall. Zuvor im August kamen über 25 Kälber zur Welt, wobei es sehr viele Zwillingsgeburten gab. Neben dem Rückgang der Außentemperatur sank zusätzlich auch die Anzahl der Geburten und Infektionen bei den Kühen.

Die Straßen zu den Feldern waren urige Schotterwege mit zahlreichen Schlaglöchern. Für diese Feldwege sind die Bauern selbst zuständig und so bestand auch eine Aufgabe von mir darin, diese Wege mit einer Stein-Pick-Up Maschine steinfreier zu machen.

Bevor der Winter kommt, muss die ganze Gülle ausgebracht werden, da das Volumen der Güllegruben über den Winter gebraucht wird. So brachte ich etwa 155 mal 17 Kubikmeter Gülle auf die umliegenden Felder des Betriebes aus. Die feuchten Torfböden machten das Arbeiten nicht einfach und ich musste  gut überlegen, an welcher Stelle ich ins Feld fahre, um nicht mit meinem Fuhrwerk stecken zu bleiben. Das war jedes Mal ein echter Nervenkitzel und bis auf einmal konnte ich, dank vorsichtiger Fahrweise, ein Hängenbleiben verhindern. Es benötigte dann jedoch zwei Traktoren, um mein Gespann wieder flott zu bekommen.

Aufgrund von Zeitmangel war es meiner Chefin so gut wie nie möglich Kuchen zu backen. Ich nahm mich dieser Aufgabe mit Freude an und verwöhnte meine Familie mit leckeren Kuchen und Torten. Darüber hinaus kamen österreichischen Spezialitäten wie Schnitzel oder Kaiserschmarren auf den Tisch. In meiner freien Zeiten konnte ich viele Beeren pflücken und zu Marmelade verarbeiten, besonders aber haben es mir die Preiselbeeren angetan. Finnland ist nicht nur für seine endlosen Wälder und unzähligen Seen bekannt, sondern auch für die Vielfalt an Beeren. Zusätzlich zu den wilden Beeren in den Wäldern war der hauseigene, jedoch eher ungenutzte Beerengarten ein Paradies für mich.

Zur sehr familiären Hochzeit einer Tochter war auch ich eingeladen. Nach der Trauung ging es in ein feiens Landhaus direkt am See – gelegen in einer wunderbaren Umgebung. Viele Abende verbrachten wir in gemütlicher Runde auf der Couch, erzählten uns ländertypische Dinge und sahen uns Fotos an. Ich sah Bilder von der Natur in Lappland und den Polarlichtern und präsentierte meinerseits Aufnahmen von meinem Zuhause, einem Vierkanter im Mühlviertel und meiner näheren Umgebung.

Die zwei jüngsten Kinder betreiben so wie ich Leichtathletik und bald führte uns ein Wettkampf nach Kuopio, wo ich beide aus Leibeskräften anfeuerte. An den Wochenenden wurde ich regelmäßig zu Ausflügen mitgenommen. Ich sah zahlreiche Seen und wir verbrachten viele Sommerabende bzw. Feierabende mit Stand-up-Paddeln, am oder im Wasser. Natürlich durften die berühmten Saunagänge nicht fehlen. Sie waren einfach herrlich und die mehr als willkommene Abkühlung im See danach ein echter Genuss.

Zur Halbzeit meines Praktikums ging es für einen Tag in den Ort Kalajoki. Kalajoki liegt am Meer gegenüber Schweden und ist mit seinen wunderschönen Sandstränden ein sehr beliebtes Urlaubsziel. Nach einer Strandwanderung, Stand-up-Paddeln, einer schwierigen Route im Klettergarten beschlossen wir Cart zu fahren. Mein Ehrgeiz war geweckt und ich konnte mich tatsächlich zwischen den zwei Söhnen behaupten. Zurück am Meer ließen wir bei Steaks und einem wunderbaren Sonnenuntergang einen der letzten Sommertage ausklingen.

Die gemeinsamen Ausflüge führten uns unter anderem nach Kuopio zur Skisprungschanze. Wir besuchten einen Frisbipark, fuhren zu Feuerstellen an Seen und grillten Würstel. Mit dem jüngsten Sohn lieferte ich mir regelmäßig und wortwörtlich Mini-Moped-GP´s. Als Rennstrecke fungierte der Weg vom Kuhstall den Hügel hoch zum Familienhaus und der Vorplatz verschwand immer wieder ganz im Staub. Die jüngste Tochter war meine kleine Finnisch Lehrerin und gemeinsam mit ihr erstellten wir ein kleines finnisches Wörterbuch für mich.

Als Highlight im Norden gelten die Polarlichter und ich konnte sie eines Abends tatsächlich bewundern. Es waren nicht die stärksten und kräftigsten mit ihrem bunten Farbenspiel, doch ich sah Polarlichter. Eines wusste ich sofort, das sollte nicht das einzige Mal für mich gewesen sein.

Die zwei jüngsten Kinder sind beim örtlichen Sportverein Mitglied und es stand ein letzter Laufbewerb für diese Saison an. Dieser Lauf fand im Wald und Sumpfgebiet statt und wird als Navigation-Run bezeichnet. Der jüngste Sohn und ich legten drei Kilometer über Stock und Stein zurück und sprangen über Wassergräben und umgefallene Bäume. Obwohl auf den letzten Metern sogar mein Turnschuh im Sumpfboden stecken blieb, erreichten wir eine super Platzierung. Von 100 Teams beziehungsweise Einzelläuferinnen und Einzelläufern erreichten wir mit einer sehr starken Zeit den dritten Platz.

In meiner letzten Woche hatte ich die Gelegenheit eine Studentinnengruppe auf eine Rentierfarm in Lappland zu begleiten. Es war aufregend Rentiere hautnah zu erleben, sie auch anzugreifen und streicheln zu können. Rudolphs Freunde waren flauschig und wirklich herzallerliebst. Ich durfte sogar ein Babyrentier mit einer Milchflasche füttern, da dessen Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.

Am letzten Tag meines Praktikums verabschiedete ich mich von den Kühen und Kälbern. Nach einer letzten Kuscheleinheit mit der Kuh 246 namens Pumpulli, einer kleinen finnischen Kuhrasse, führte mich mein letzter Gang in den Milchkälberstall. Schweren Herzens verabschiedete ich mich von all den süßen Kälbern. Am Abend ließen wir mit köstlichem Elchfleisch und einem von mir gebackenen Kuchen gemeinsam mein Praktikum, die gesammelten Erfahrungen und die gemachten Erlebnisse Revue passieren.

Das finnische Volk ist offen, freundlich und nett, meine Gastfamilie ist das beste Beispiel dafür. Sie hat mir versprochen, mich in Österreich zu besuchen und ich werde ihnen voller Freude meine Heimat zeigen. Nach meiner Matura werde ich für einen Winter nach Finnland zurückkehren, um die Schönheiten des Landes zur Winterzeit zu entdecken.

Mein Pflichtpraktikum in Finnland zu absolvieren war eine sehr gute Entscheidung. Ich würde jedem, der diese Möglichkeit, hat, empfehlen ein Auslandspraktikum zu machen. Das von der Landjugend Österreich vorgestellte Erasmus+ Förderprogramm bestärkte mich bei diesem Vorhaben und so durfte ich drei wundervolle und unvergessliche Monate im Land der 1000 Seen verbringen. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit!

2 Monate in Norwegen

Lea erzählt über ihr Praktikum ...

 

"Mein Name ist Lea und ich habe meinen letzten Sommer in Norwegen verbracht. Genauer gesagt auf der „Huskyfarm Innset“. Ich habe dort 8 Wochen gearbeitet und es war eine Erfahrung, die mich mein ganzes Leben lang begleiten wird. Es war ein wahnsinnig tolles Praktikum und ich konnte nicht nur neue Dinge lernen, sondern auch so viele neue Freunde finden.

 

Beginnen möchte ich mit der Frage, wie ich eigentlich auf ein Praktikum im Ausland gekommen bin. Diese Frage lässt sich für mich ganz einfach beantworten. Ich liebe Hunde und ich wollte auf jeden Fall mit ihnen zusammenarbeiten. Also fing ich an zu googeln. Es poppte mir zuerst eine Huskyfarm gleich bei mir in der Nähe auf und ich begann mich mit dem Thema Huskys zu beschäftigen. Mir wurde bewusst, dass ich auch den Umgang mit Huskys gewohnt war, da ich schon seitdem ich klein bin immer wieder auf den Nachbarshund (einen Husky) aufpassen durfte. Da es mir aber unglaublich wichtig war, meine Englisch Kenntnisse zu verbessern, war mir klar: Ich will ins Ausland!

Und welches Land bot sich für eine Huskyfarm besser an, als der kalte hohe Norden. Und so wurde es Nordnorwegen.

 

Nach Absprache mit meinen Eltern begann ich mich auch schon im Internet darüber schlau zu machen, welche Farmen für mich denn in Frage kämen. Am allerbesten gefiel mir von Anfang an jene, welche ich zuerst in meinen Google Vorschlägen fand. Deshalb beschloss ich um die Weihnachtszeit 2021 mich einfach mal bei der Farm zu melden und eine kurze Bewerbung hinzuschicken. Es dauerte keinen Tag und ich bekam eine sehr nette und höfliche Antwort. Leider war es keine direkte Zusage. Aber es war auch noch keine Absage. Sie schrieben mir, dass sie mir erst zu Beginn 2022 Bescheid geben können, da sie noch nicht wissen, wie viel Arbeit auf der Farm ist und wie viele Helfer dafür benötigt werden. Natürlich schrieb ich in dieser Zeit noch weitere Bewerbungen, jedoch ohne Erfolg. Eine Absage nach der anderen. Einmal war der Grund, dass ich noch keine 18 war, ein anderes Mal, die noch immer präsente Corona Situation. Und so begann das lange Zittern und hoffen auf eine positive Rückmeldung der Huskyfarm Innset. Wie versprochen kam im neuen Jahr eine Mail und ich öffnete diese sehr gespannt auf den Inhalt. Und als ich zu lesen begann, wurde mein Lächeln im Gesicht mit jedem Wort größer. Ich wurde genommen und durfte im Sommer 2022 nach Norwegen fliegen und auf der Farm mitarbeiten!

 

Ich blieb mit den Besitzern in regelmäßigen Kontakt und gab ihnen immer wieder Updates bezüglich meines Fluges, Anreisetages, Abreisetages etc. Auch von der Farm bekam ich immer öfter Infos bezüglich der aktuellen Corona Situation, meines Schlafplatzes und worin meine genauen Aufgaben lagen.

 

Am 26. Juni war es dann endlich soweit. Nach langem hin und her stand ich mit gepackten Koffern am Wiener Flughafen. Ein letzter Blick auf meine Familie und mein großes Abenteuer „Norwegen“ konnte beginnen.

Am Flughafen in Bardufoss angekommen wurde ich sehr nett empfangen und eine Stunde Autofahrt später stand ich auch schon auf der Farm umrundet von rund 90 Hunden. Ich lernte noch am selben Abend den zweiten Helfer Moritz kennen und freundete mich gleich mit ihm an. Meine eigentliche Gastfamilie konnte ich leider erst 2 Tage später kennenlernen, da sie zum Zeitpunkt meiner Ankunft noch auf einer Familienfeier am anderen Ende Norwegens war. Dennoch wurde ich sehr schnell in den Hofalltag eingelernt und fand mich bald schon alleine sehr gut zurecht.

 

Meine Hauptarbeitsaufgaben bestanden darin, die Zwinger vom Hundekot zu reinigen. Ich musste jeden Hund kontrollieren, ob alles in Ordnung war mit ihm und ob er irgendwelche Verletzungen über Nacht erlitten hatte. Neben dieser sehr wichtigen Aufgabe reinigte ich die Gästehäuser und bereitete alles für unsere Gäste vor. Wenn ein neuer Gast kam, zeigte ich ihm den Hof und erklärte ihm unsere Regeln auf dem Hof. Es war auch meine Aufgabe, das 1-jährige Baby meiner Gastfamilie zu babysitten, und mich um die 6 Schweine und 10 Hühner zu kümmern.

 

Eines der interessantesten Dinge für mich war, die Hunde zu trainieren. Wir haben im August mit dem Training begonnen (als es weniger als 11 Grad hatte) und es war einfach eine atemberaubende Erfahrung. Zuerst mussten wir den jungen Hunden beibringen, die Schlitten zu ziehen. Dazu stellen wir einen der jungen Hunde und einen der Leithunde vor ein Kickbike und ließen uns ein Stück ziehen. Nachdem wir dies getan hatten, begannen wir, die anderen Hunde zu trainieren. Es gibt eine strenge Regel, wie man die Hunde vor den Schlitten setzt, damit sie sich nicht zu beißen beginnen. Wie man sehen kann, war es also nicht immer einfach die Hunde bestmöglich zu trainieren.

 

Neben den vielen Arbeiten die es am Hof zu verrichten gab, durfte ich mir auch oft frei nehmen und mir das Land ansehen. Meistens machte ich dies mit meinen Freunden, die ich alle auf der Farm kennenlernen durfte. (Übrigens bin ich noch heute in regen Kontakt mit ihnen.) Aber mein größtes Erlebnis war die Rentiermarkierung. Diese findet jedes Jahr vom dort ansässigen Urvolk „Sami“ statt. Dabei wird die ganze wilde Rentierherde zusammengetrieben, die jungen Rentiere gefangen und mit einer Ohrmarke markiert. Besonders spannend ist es, da dieses Spektakel mitten in der Nacht stattfindet (aber da es ja den ganzen Sommer nicht dunkel wurde, war dies kein Problem ;)) und eine Rentierherde aus rund 5 000 Tieren besteht.

 

Allgemein kann ich sagen, dass mein ganzes Praktikum ein einziges Abenteuer war und ich es auf jeden Fall all jenen weiterempfehlen kann, die abenteuerlustig sind, keine Scheue vor neuen Dingen haben und sich einfach Mal was Neues trauen möchten. Nutzt diese Chance, denn so etwas erlebt man nur einmal in seinem ganzen Leben."

 

EIN SOMMER IN NORWEGEN

Johanna erzählt über ihre Zeit in Norwegen...

 

"Mein Praxisbetrieb hatte die Betriebsparte Milchziegen und war in der Ortschaft Tretten in Norwegen nicht weit weg von Lillehammer.

Meine Hauptaufgabe war das Melken der Ziegen in der Früh und am Abend und in der Zwischenzeit waren unterschiedlichste Arbeiten zu erledigen, wie zum Beispiel das Reparieren der Zäune, das Mähen von Gras, Heu machen, Arbeiten mit dem Traktor, auf die Kinder aufpassen, usw. Alles in allem wurde mir über den Tag nie langweilig, aber ich war auch nicht gestresst.


Der Ort, wo ich mich dann eigentlich den ganzen Sommer über aufhielt war auf der Alm, da wir Anfang Juni den Almauftrieb hatten. Der Sommer auf der Alm war sicherlich eines meiner besten Erlebnisse in meinem Leben, da man dort gemerkt hat, dass man nicht immer alles  braucht, wie rund um die Uhr WLAN, Strom usw... Daher hatte ich gleichzeitig eine sehr erholsame Praxiszeit.


Meine Praxisfamilie hat mich sehr nett aufgenommen und mich wie ein Familienmitglied behandelt und ich fühlte mich in der Familie sehr wohl. Die Freizeit kam natürlich auch nicht zu kurz und ich bekam die Möglichkeit von meiner Praxisfamilie eine Rundreise durch Teile von Norwegen machen zu können, die mir immer in Erinnerung bleiben wird. In meiner restlichen Freizeit genoss ich die umliegenden Berge zum Wandern und die Seen zum Schwimmen.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich es mir nicht besser vorstellen hätte können und ich eine wirklich schöne Praxiszeit in Norwegen genoss."