LJ Bogen

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„Ich habe mich in die Landwirtschaft verliebt“ - im Interview mit Influencerin kaatsch

 

Katharina Köckenberger hat erreicht, wovon viele träumen: Sie hat sich als Influencerin einen Namen gemacht und hat mittlerweile mehr als 58.000 Follower auf ihrem Instagram-Account, auf dem sie sich voll und ganz der Landwirtschaft verschrieben hat. Im Interview erzählt die erfolgreiche und sympathische Niederösterreicherin, was sie an der Landwirtschaft so begeistert und wie es kam, dass sie als Influencerin bekannt wurde.

 

LJ: Auf deinem Instagram-Account zeigst du, was eine junge Landwirtschaft ausmacht. Was fasziniert dich dabei am meisten?
Katharina: Mich begeistert die Vielfalt der Landwirtschaft und dass man das Ergebnis der Arbeit sieht. Seitdem ich mehr mit der Landwirtschaft zu tun habe, habe ich bereits viel Neues gesehen und sehr viele interessante Menschen kennengelernt. Ich bin ein sehr natur- und heimatverbundender Mensch und finde es daher immer wieder schön, dass man in der Landwirtschaft so viel Zeit in der Natur verbringen darf.
Da ich persönlich keinen landwirtschaftlichen Betrieb zu Hause habe und eigentlich erst seit 2013 mehr mit der Landwirtschaft zu tun habe, bin ich umso dankbarer, dass mir in diesem Bereich so viel beigebracht und gezeigt wird. Generell finde ich es schön zu sehen, dass Frauen in diesem Beruf immer mehr akzeptiert werden und dass die typischen Klischees immer mehr an Bedeutung verlieren. 
Auch die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist sehr bemerkenswert. Sowohl im Ackerbau als auch in der Tierhaltung sind digitale Technologien in Österreich kaum mehr wegzudenken.  Ich finde, die Arbeit der Landwirte und Landwirtinnen gehört viel mehr geschätzt. Meiner Meinung nach sollten wir alle bewusst darüber nachdenken, woher unser Essen kommt, dann wird jedem klar werden, dass es ohne Landwirtschaft sehr mager aussehen würde. 
Durch Instagram habe ich bereits viele neue sehr interessante Bekanntschaften geschlossen und darüber bin ich wirklich sehr froh. Auch, dass es so viele Landwirtinnen und Landwirte auf Instagram gibt, die einen Einblick in ihr Leben geben und die Menschheit zum Umdenken anregen möchten.

 

Wie kam es, dass du Influencerin geworden bist?
Es war eigentlich nie mein Ziel, Influencerin zu werden. Zu Beginn war mein Profil auf Instagram privat. Irgendwann habe ich dann ein Foto von mir auf einem Mähdrescher gepostet. Kurz darauf bekam ich eine Anfrage von einer größeren Seite, ob sie dieses Foto als Beitrag teilen dürften. Da auf diesem Foto nichts zu sehen war, was niemand sehen hätte dürfen, habe ich eingewilligt. Über Nacht bekam dieses Foto sehr viele Likes und ich hatte einige hunderte Anfragen. Folglich habe ich mein Profil öffentlich gestellt (so kann jeder meine Beiträge und Stories sehen), um zu schauen, wohin das führt.

Mit den Followern kamen dann auch laufend Kooperationsanfragen von unterschiedlichen Firmen. Zu Beginn habe ich fast alle dieser Anfragen angenommen, ganz gleich ob Kleidung, Schmuck oder Nahrungsmittel. Das finde ich persönlich mittlerweile sehr schlecht und davon würde ich auch jedem abraten. Mir ist es wichtig, dass mein Account authentisch bleibt und daher sollte man nur für solche Firmen Werbung machen, welche auch zu einem passen und welche man mit gutem Gewissen vertreten kann.

Mittlerweile finde ich es richtig schön, so viel Feedback (ganz gleich ob positiv oder Anregungen zur Verbesserung) zu meinem Account zu bekommen und bin wirklich über jedes ernst gemeinte Feedback froh und dankbar. Ich mag es auch, wenn ich Menschen inspirieren kann bzw. meine Meinung mit meinen Followern zu bestimmten Themen teilen kann.

Auf Social Media sehen wir Menschen, die uns inspirieren, motivieren und bestärken. Influencer lassen uns an ihrem Leben teilhaben. Für mich ist es mittlerweile zum Alltag geworden und absolut nichts Außergewöhnliches mehr, dass ich immer wieder eine Story auf Instagram gebe, wo man sieht, was ich gerade mache. Für viele wäre es zu privat, aber mich stört es nicht, da ich ohnehin nur das poste, was mir recht ist. Zu private Einblicke werde ich natürlich nie geben. 

 

Wie viel Aufwand beansprucht dein Account? Und worauf kommt es besonders an, wenn man so erfolgreich wie du sein will?
Auf meinem Account verbringe ich im Durchschnitt täglich zwischen einer und zwei Stunden.
Aufwand ist sehr unterschiedlich. Ich benötige nicht wirklich viel Aufwand, da meine Fotos und Storys direkt bei der Arbeit oder beim Sport gemacht werden, ohne große Technik. Viele „Fashion Influencer“ benötigen viel Zeit für ihr Make-up, das passende Outfit, die Belichtung muss passen, das Handy bzw. die Kamera braucht eine gute Bildqualität und dann werden tausend Fotos gemacht, wo dann sowieso nur eines gepostet wird. Aber bevor dieses gepostet wird, muss es natürlich noch mit verschiedenen Programmen schön bearbeitet werden und am besten zahlt man dann auch noch viel Geld für diese Bearbeitungsprogramme. Ok, Spaß bei Seite - Gott sei Dank ist das bei mir etwas einfacher J. Ich schminke mich eher selten für Fotos, ziehe mir meine Arbeitsbekleidung an und wenn zwischendurch kurz Zeit ist, macht mein Freund ein Foto von mir. So läuft das zu 80% der Fälle ab. Natürlich gibt es auch Tage, an denen wir geplante Shootings machen, da dauert es natürlich etwas länger, aber das ist in der Regel eher selten der Fall.

Wie oben bereits beschrieben, kommt es besonders darauf an, dass man authentisch ist und sich selbst treu bleibt. Man steht in der Öffentlichkeit und wird von vielen Personen beobachtet. Ich mache auch Werbung für unterschiedliche Firmen, aber man sollte es auf keinen Fall übertreiben.

Natürlich kommt es auch auf die Themen in den Stories an. Bei mir sieht man eben hauptsächlich etwas vom Sport oder der Landwirtschaft. Diese Themen kommen auch am besten bei meinen Followern an. Wenn ich beispielsweise einen Tag lang in meiner Story zeige, was wir gerade in der Landwirtschaft bzw. auf dem Betrieb machen, habe ich sofort um einige tausend Views mehr, im Vergleich zu einem Tag, an dem ich nichts von der Landwirtschaft zeige. (Views = Sichtkontakte einer Story)

Besonders wichtig ist auch die Regelmäßigkeit. Ich versuche, täglich etwas in meiner Story zu posten und mindestens alle 3 Tage ein Foto als Beitrag zu posten. Wenn man das nicht regelmäßig macht, verlieren die Leute, welche einem folgen, schnell ihr Interesse. Aber natürlich sollte man sich nicht zu sehr unter Druck setzen bzw. stressen, da es ja ein Hobby ist und Spaß machen sollte.

Was auch ein wichtiger Punkt ist, ist das man mit seiner Community (= die Summe der Menschen die einem folgen) interagiert. Also dass man auf Nachrichten antwortet, dass man sie bei Entscheidungen mitentscheiden lässt und dass man hin und wieder Umfragen macht.

 

Nach deiner Ausbildung zur Sozialpädagogin hast du dich bewusst entschieden, auch noch jene zur Landwirtschaftlichen Facharbeiterin zu absolvieren. Warum?

Bis ich meinen Freund, Moritz Bogner, kennengelernt habe, hatte ich tatsächlich nie vorgehabt, den landwirtschaftlichen Facharbeiter zu machen. Das lag aber auch daran, dass ich selbst keinen Betrieb zu Hause habe und auch sonst nie wirklich etwas mit der Landwirtschaft zu tun hatte. Ich lebe zwar in einem Dorf und habe auch den Jagdschein, aber meine Eltern haben keine Landwirtschaft zu Hause und somit hat mich dieses Thema auch nie wirklich berührt.

Nachdem ich dann vier Jahre in meiner Freizeit hin und wieder auf dem Betrieb meines Freundes und seiner beiden Brüder mithelfen und vieles kennenlernen durfte, habe ich mich in die Landwirtschaft verliebt. Schließlich habe ich mich dazu entschieden, die Ausbildung zur Landwirtin zu absolvieren. Meine Arbeitszeiten ließen es zu, das Interesse und die Motivation meinerseits war da – warum also nicht?

Nach dem Motto: „Was man hat, das hat man und das nimmt einem auch keiner mehr weg.“ Und diese Entscheidung habe ich bis dato auch nicht bereut und ich würde es genau so wieder machen. 

Diese Ausbildung habe ich im Abendkurs in der landwirtschaftlichen Fachschule Tulln gemacht. Auch ein Grund für die Ausbildung war, dass ich mich bei Gesprächen über die Landtechnik oder Landwirtschaft nur vage beteiligen konnte. Ich wollte jedoch wissen, worum es bei diesen Gesprächen geht bzw. wollte mitsprechen können.

Ich kann auch wirklich jedem ans Herz legen: Wenn euch etwas interessiert und ihr unbedingt die Ausbildung machen möchtet und auch die zeitlichen Ressourcen dafür habt, dann macht sie. Irgendwann ärgert ihr euch darüber, dass ihr es nicht gemacht habt. Do it – let your dreams come true.

 

Du studierst Marketing und Kommunikation an der FH St. Pölten, du arbeitest in der Landwirtschaft, betreibst deinen Instagram-Account: Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Jeder Tag sieht etwas anders aus und ich liebe diese Abwechslung. Grundsätzlich steht das Studium momentan an vorderster Stelle und daran wird sich bis zum Abschluss auch nichts ändern. Mein Tagesablauf kommt also immer auf meine Vorlesungen an und diese sind momentan, seit Corona, sehr unregelmäßig. Vor und nach den Vorlesungen frage ich meinen Freund, ob ich ihnen bei der Arbeit behilflich sein kann und je nachdem plane ich dann meinen weiteren Tagesverlauf. Wenn ich nicht gebraucht werde, erledige ich Arbeitsaufträge fürs Studium und ich versuche täglich mindestens 30 Minuten Sport zu machen, da ich als Studentin sehr viel sitze und mir ausreichend Bewegung gut tut.

Instagram begleitet mich sowieso den ganzen Tag über. Neben meiner persönlichen Seite bin ich für eine Firma angestellt und betreue auch für dieses Unternehmen die Instagram-Seite. Auch auf dieser zweiten Seite muss regelmäßig (täglich) etwas gepostet werden und für den Content (= Fotos und Videos, welche gepostet werden) muss ich mich selbst kümmern. Daher verbringe ich wirklich sehr viel Zeit mit meinem Handy und meinem Laptop.

Nebenbei treffe ich natürlich auch noch meine Freunde, da mir soziale Kontakte sehr wichtig sind. Für mich ist es auch essenziell, dass ich jeden Tag etwas Zeit an der frischen Luft verbringe. Das geht natürlich einfacher an Tagen, an denen ich auf der Landwirtschaft mithelfe, da man hier ohnehin in der Natur arbeitet (wenn man nicht gerade in der Werkstatt steht). Wenn ich jedoch einen langen Tag mit Vorlesungen habe und viel vor dem Laptop sitze, brauche ich meine kurzen Pausen zwischendurch an der frischen Luft, um Energie zu tanken.

 

Als Influencerin bist du eine wichtige Stimme für die junge Landwirtschaft: Was wünscht du dir für ihre Zukunft?

Ich finde es sehr wichtig, dass viele Menschen mehr Bewusstsein für die Landwirtschaft und mehr Respekt gegenüber den LandwirtInnen entwickeln. Man liest immer wieder viele Beleidigungen, Drohungen und Unterstellungen in den Kommentaren unter landwirtschaftlichen Beiträgen. Ich finde das wirklich sehr schade. Manche LandwirtInnen zeigen ihren Bauernhof und möchten über ihr Leben in der Landwirtschaft berichten und dann trifft man auf so viel Unverständnis. Auf meinem Account ist es Gott sei Dank nicht so extrem, aber ich lese solche Kommentare oft genug auf anderen Accounts. Landwirte arbeiten 24/7, 365 Tage im Jahr, dass wir alle genug zu essen am Tisch haben und da könnte man schon etwas mehr Respekt entgegenbringen.

Schön wäre es natürlich auch, wenn jeder Mensch mehr darauf achtet, was in seinem Einkaufswagen landet. Wenn ich sagen würde, dass ich zu 100% regional kaufe, wäre das gelogen. Aber jeder von uns kann sich bewusster für Produkte aus der Region oder vielleicht sogar für Produkte direkt vom Bauern nebenan entscheiden. Es wird die Welt nicht zum Positiven verändern, wenn wir es den heimischen Bäuerinnen und Bauern zu Unrecht schwer machen. Jedem von uns muss klar werden, was für ein wertvolles Gut unsere heimische Landwirtschaft ist. Da könnte man glauben, dass die Stimmen unserer Gesellschaft immer lauter werden, die glauben, alles zu wissen und doch keine Ahnung haben.

Zusammen mit einigen anderen Influencern aus der Landwirtschaft versuchen wir immer wieder, die Klischees von Frauen in diesem Bereich zu verdrängen. Unter dem Hashtag #Frauenpowerinderlandwirtschaft machen wir hin und wieder eine Challenge, bei der jede Frau mitmachen kann und ihre eigene persönliche Geschichte erzählen kann. Diese Aktion ist mir persönlich sehr wichtig und wird auch sehr positiv angenommen. Hier werden von den Teilnehmerinnen beispielsweise Fragen beantwortet wie:

  • Wer bin ich?
  • Wie kam ich zur Landwirtschaft?
  • Was ist meine liebste Tätigkeit? Usw.

Von wo kommt die Milch, das Fleisch, das Getreide, ... im Supermarkt? Viele Kinder wissen das leider gar nicht. Auch Kindern sollte vermehrt gezeigt werden, wo ihr Essen herkommt. Beispielsweise mit Besuchen auf Bauernhöfen oder es gibt auch viele tolle Kinderbücher.

Letztendlich sollten wir einfach dankbar sein, dass es unsere Landwirtinnen und Landwirte gibt! Auch von mir an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle hart arbeitenden Landwirtinnen und Landwirte, dass wir immer genug Lebensmittel auf unseren Tischen haben! 

 


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